Mein Neffe Laurin und ich haben die ersten zwei Augustwochen frei. Wir haben mit der Überholung des Audi 90 begonnen.
Als Erstes musste der Heizungskühler ersetzt werden. Der hatte den gesamten Innenraum mit Kühlwasser geflutet, aber den hatte der Vorbesitzer zum Glück schon wieder trocken gelegt. Aber viele der ausgebauten Teile wurden lose mitgegeben.
Jetzt aber zurück zum Heizkühler: Um den Heizkühler wechseln zu können, muss der Heizungskasten ausgebaut werden. Um den Heizungskasten ausbauen zu können, muss das gesamte Armaturenbrett ausgebaut werden. Das Armaturenbrett ließ sich überraschend gut ausbauen, aber der Heizungskasten muss über die Jahre etwas aufgequollen ;-) sein. Man hat ihn kaum heraus bekommen. Wir haben ihn dann zusammen mit dem Gebläsekasten heraus gewurstelt. Das war kein Spaß. Als der Kasten aus dem Auto raus war, konnte der Heizungskühler ausgewechselt werden. Der neue Heizungskühler hat ziemlich stramm gepasst.
Jetzt konnte wieder mit dem Zusammenbau begonnen werden. Der Heiz-/Gebläsekasten ist wieder relativ einfach ins Auto gegangen. Beim Armaturenbrett war die Sache schon etwas anders. Die Spannbügel für die Luftkanäle der äußeren Luftdüsen ist eine wahnsinnige Fehlkonstruktion und war Auslöser für massives Werkstatt-Tourette. Deswegen musste das Armaturenbrett ein zweites Mal ausgebaut werden. Danach haben wir festgestellt, dass die Verlegung der Heizungs-/Lüftungszüge und des Hauptkabelbaums nicht zueinander passen. Man hätte die Heizungsbedienung nicht an ihrem Platz einbauen können, zumindest nicht spannungsfrei. Außerdem war an dem Zug für die Defrosterklappe der Halter am Heizkasten abgebrochen, der Zug war mit Kabelbindern hingepfriemelt worden. Ich habe in den Halterrest dann ein Loch gebohrt, um den Zug mit einem Kabelbinder funktionssicher daran zu befestigen.
Die Innenausstattung wurde auch wieder richtig eingebaut. Es fehlten die Dämpfungen, ein Heizkanal für den Rückbankfußraum und der Bodenteppich war nur provisorisch verlegt.
Zur Entspannung wollten wir dann den Zahnriemen wechseln. Aber das ist beim Audi 90 auch kein Spaziergang. Der Motor ist einfach zu groß für das Auto. Wir haben Stoßstange und Schlossträger ausgebaut, um einigermaßen vorne an den Motor ran zu kommen. Im Audi 90 hat nicht einmal die Lichtmaschine mehr Platz im Motorraum, die wurde kurzerhand vor den Wasserkühler gesetzt. Der Ausbau des Zahnriemens ging gut von der Hand. Etwas schwieriger ist die Demontage der unteren Riemenscheibe. Ohne den 1,5m langen Gegenhalter und einer großen LKW-Ratsche mit mindestens 3/4"-Antrieb, besser 1", hat man keine Chance, die Schraube gelöst zu bekommen. Das Werkzeug mussten wir uns von einem Bekannten ausleihen. Nachdem das Nockenwellenrad abmontiert war, wurde noch ein leichter Ölverlust am Nockenwellensimmerring festgestellt. Somit lag die Baustelle brach und ein passender Simmerring musste erst beschafft werden. Am nächsten Morgen war der Simmerring da, und auch gleich eingebaut. Beim Auflegen des Zahnriemens habe ich dann bemerkt, das der Modul, die Form und die Zahnhöhe, des neuen Riemen nicht passt. Also direkt wieder ins Auto, und zurück zum Teiledealer. Der richtige Zahnriemen kommt morgen früh. Auf dem Rückweg ist mir dann noch eingefallen, dass die Riemenscheibe der neuen Wasserpumpe auch nicht passen kann. Also gleich beim Teilehändler wieder angerufen und noch eine WaPu auf morgen bestellt.
In der Zwischenzeit haben wir dann die Zündkerzen, die Verteilerkappe, den Luftfilter, den Kraftstofffilter und die kompletten Bremsen vorne und hinten gewechselt. Vorne sogar mit neuen Sätteln. Dann wurde die Bremse noch entlüftet und die Anrostungen an den Bremsleitungen entfernt. Die Kupplung wurde dann auch noch entlüftet, weil der Leerweg enorm groß war. Es ist besser geworden, aber noch nicht ganz befriedigend. Morgen geht es weiter, wenn wir die richtigen Teile in Händen halten.
Die Teile haben gepasst. Wir haben den neuen Zahnriemen aufgelegt, dabei natürlich auch die Wasserpumpe gewechselt, und die Fahrzeugfront wieder zusammengebaut. Den leichten Rempler an der vorderen Stoßstange haben wir auch gleich so gut, wie möglich beseitigt. Danach haben wir den Motor warm laufen lassen, Kühlflüssigkeit aufgefüllt und dann einen Öl- und Filterwechsel durchgeführt.
Als nächstes haben wir uns wieder dem Innenraum gewidmet. Das Armaturenbrett wurde soweit wie möglich wieder zusammengebaut, unter dem Aspekt, dass das neue Radio noch rein muss (ist aber leider noch nicht da). Auf dem Armaturenbrett wurden noch neue Lautsprecher in Originalgröße eingebaut und der Radioanschluss wurde auf DIN-Stecker umgerüstet. Dazu musste noch ein Zündungsplus zum Radio gelegt werden.
Am Samstag ist dann das Radio gekommen und wurde eingebaut. Dabei wurde gleich noch die DAB-Antenne und das Mikro für die Freisprechanlage verlegt. Der Autoeigner war glücklich mit dem neuen Radio, bzw. mit dessen Funktionen. Dann haben wir nochmals die Mittelkonsole zerlegt, um den zerrissenen Schaltsack gegen ein Neuteil zu tauschen.
Jetzt ist nochmal ordentlich was voran gegangen. Die hintere Stoßstange wurde abmontiert, um zu sehen, wie stark der Einschlag am Heck war. Das Heckblech war flächig eingedrückt und der Stoßstangenhalter war verbogen. Das Heckblech wurde grob zurück verformt und der Halter wurde ausgerichtet. Die Chromzierleisten an der Heckstoßstange wurden wieder richtig befestigt, und die Stoßstange angebaut. Der Schaden ist jetzt kaum noch zu erkennen.
Dann ging es noch an den Himmel, der nahezu komplett runter hängt. Der ganze Himmel (Himmelstoff und Himmelformteil) wurden mühsam ausgebaut. Das Himmelformteil ist mit der Dachhaut verklebt. Als wir den Himmel endlich ausgebaut hatten wurde der Himmelstoff abgezogen und die verbliebenen Kleberreste wirklich sehr mühselig entfernt. Wir hatten einen Himmelstoff in einer gut passenden Farbe gekauft. Auf der Rückseite des Himmelstoffs war bereits eine ca. 3mm dicke Schaumstoffschicht aufgebracht. Der Himmelstoff wurde auf den Himmelträger aufgelegt und einseitig umgestülpt. Dort wurde dann Sprühkleber aufgetragen, und nach kurzer Wartezeit wurde der Himmelstoff mit einer Schaumstoffwalze angedrückt. In den Ecken musste mit den Händen der Stoff angedrückt werden. Die andere Seite wurde in gleicher Weise behandelt. Nachdem der Himmelstoff flächig aufgelegt war, wurde der Himmel zugeschnitten und umgeklappt. Zum Schluss wurden noch die Löcher für Haltegriffe, Innenleuchte, Sonnenblenden usw. herausgearbeitet.
Als der Himmel einbaufertig war, wurde er (wenn wunderts?) wieder eingebaut. Zunächst wurde der Himmel an seine Stelle gehalten und die inneren Halteclips der Sonnenblenden wurden angeschraubt. Damit war der Himmel ausgerichtet und konnte wieder mit der Dachhaut verklebt werden. Danach wurden die Innenraumverkleidungen wieder eingebaut und der Innenraum wurde mit einem Tornador (Wirbelstromnassreiniger) gereinigt.
Jetzt fehlt noch die Heckblende, und nächste Woche geht der Wagen zum Lackierer. Er ist am hinteren rechten Radlauf beschädigt, und die Türe vorne rechts wird wegen Rost durch eine andere Türe ersetzt.
Heute, 20.08.2021, ist der Audi 90 vom Lackierer zurück gekommen. Es wurden beide hintere Radläufe entrostet, teilweise instandgesetzt und lackiert. Die Türe hinten rechts wurde ohne Lackierarbeiten ausgebeult, und die neue (gebrauchte) Türe vorne rechts ist auch frisch lackiert und einbaufertig.
Außerdem ist endlich die gebrauchte Heckblende eingetroffen. Die äußeren Leuchten sind schon vor einer Woche gekommen, aber die Blende (wurde zeitgleich verschickt) ist tatsächlich genau eine Woche später angekommen. Ehrlich gesagt hab ich damit nicht unbedingt mehr gerechnet, aber die Freude darüber ist entsprechend größer.
Am Audi 90 wurde der abgelöste Bezugsstoff der Türverkleidungen durch schwarzes Alcantara ersetzt. Das ist gar nicht mal so schwer, wenn man die alte Sch.... runter bekommen hat. Der alte Bezugsstoff ist, wie auch der Himmelstoff, mit Schaumstoff kaschiert, der sich über die Jahre aufgelöst hat und sehr klebrig ist. Und das Zeug muss man nahezu vollständig entfernen. Wenn man das geschafft hat, kann man sich mit dem Neubezug der Türverkleidung beschäftigen. Im Netz gibt es dazu sehr hilfreiche Tutorials. Zum Schluss wurde noch der Teppich auf der Türtasche mit schwarzer Teppichfarbe schwarz gefärbt. Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen.
Die neulackierte Beifahrertüre wurde im Rahmen dieser Arbeiten auch gleich eingebaut. Aber die Einpassung der Türe nahm doch etwas mehr Zeit in Anspruch, als zunächst angenommen. Der Farbton wurde auch nicht besonders gut getroffen, da die Türe ohne das Fahrzeug lackiert wurde. Aber der Audi trägt schon vom Vorbesitzer mehrere Grautöne, da spielt ein weiterer keine grundlegende Rolle.
Vor der Zulassung waren noch neue Gummis notwendig. Ein sehr guter Alufelgensatz konnte für kleines Geld in der Nähe von Kellmünz erworben werden. Dann wurden noch neue Pneus aufgezogen und der Audi sah gleich ganz anders aus.
Nachdem der Audi nach ca. sieben Jahren Standzeit mit kurzen Umparkfahrten wieder zugelassen war, fand die erste Probefahrt statt. Nach wenigen Kilometern lief der Motor nahezu tadellos. Das Klappern der Hydros war nach relativ kurzer Fahrstrecke weg. Aber es wurden so nach und nach viele weitere Schäden, hauptsächlich standzeitbedingt, festgestellt. Die festgestellten Mängel werden nachfolgend mal aufgelistet:
Instrumentenkombi und Bedienungselemente:
- Drehzahlmesser ohne Funktion
- Wegstreckenzähler ohne Funktion
- Tankanzeige ohne Funktion (konnte durch Tanken behoben werden)
- Endstellung Scheibenwischer fehlerhaft
- Hupe ohne Funktion
- automatische Blinkerrückstellung funktioniert nicht
Motor und Antrieb:
- Motor hat im warmen Zustand keinen stabilen Leerlauf. Er dreht zu hoch oder/und fängt an zu sägen
- Leerweg Kupplung viel zu groß
Schönheitsreparaturen und Sonstiges:
- Stoßleisten außen anbringen
- Heckblende kleben
- Außenspiegel rechts Sichtfeld prüfen
- sporadischer Beleuchtungsausfall
- Schlüsselrohlinge für Funkfernbedienung schleifen lassen
Es wurden einige der Mängel bereits erfolgreich behoben. Andere Mängel stellen noch ein größeres Problem dar.
Das Kombiinstrument wurde mehrfach zerlegt und zusammengesetzt, aber es konnten noch nicht alle Probleme beseitigt werden. Der Drehzahlmesser wurde durch ein Leihgerät ersetzt, um zu prüfen, ob der Drehzahlmesser oder die Signalleitung defekt ist. Dieses Problem wurde beseitigt, es lag am Drehzahlmesser. Der Tacho wurde zerlegt und dabei wurde festgestellt, dass die Zahnräder des Schrittmotors an Zahnausfall litten. Diese wurden ersetzt, aber der Kilometerzähler funktionierte trotzdem nicht. Es könnte noch an kalten Lötstellen auf der Platine des Schrittmotors liegen.
Dass der Wischer nicht in seine Endstellung zurück geht, konnte mit Austausch des Wischerrelais' behoben werden.
Die Problematik mit der Hupe und der Blinkerrückstellung lag an der Vorspannung der Lenksäule. Der Hupenkontakt hatte keinen Kontakt zum Schleifring und der Blinkerrückstellhebel wurde nicht von der Rückstellnase am Lenkrad erreicht. Hierbei musste man das Lenkrad gegen die Federkraft auf die Nabe drücken, das Kreuzgelenk am unteren Ende der Nabe lösen, auf der Lenkwelle nach oben schieben und wieder festziehen. Dann kann man das Lenkrad wieder los lassen. Der Abstand zwischen Lenksäulenverkleidung und Lenkrad ist dadurch kleiner geworden.